JazzKorea Festival 2020 | Online


Das achte JazzKorea Festival, organisiert und veranstaltet vom Koreanischen Kulturzentrum in Berlin, findet in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie erstmals in Form von vorproduzierten Videos ausschließlich online statt.

In Zusammenarbeit mit dem Seouler Club GhettoAlive und dem neuen, ebenfalls in Seoul ansässigen Independent-Label Mung Music, sind fünf Beiträge entstanden, die mit zwei Produktionen aus Berlin abgerundet werden und ab dem 1. Dezember 2020 via YouTube verfügbar sind. Beide Kooperationspartner fokussieren verstärkt auf die freie Improvisations-Szene in Korea und leisten wichtige Pionierarbeit.

Unter dem Motto „Alive!” versucht das JazzKorea Festival die Pandemie als Chance zu begreifen, neue Verbindungen einzugehen und den künstlerischen Rahmen zu erweitern. Zugleich soll der Hoffnung Ausdruck verliehen werden, dass Musik bald wieder „Offline“ in direktem Kontakt zwischen Künstler*innen und Publikum möglich ist. Die künstlerische Ebene betreffend sei erwähnt, dass die diesjährige Online-Ausgabe das bisher experimentellste und abwechslungsreichste Programm bietet und mit einigen prominenten Koryphäen der koreanischen und deutschen Improvisationsmusik aufwarten kann. Zudem beteiligt sich das Koreanische Kulturzentrum in Ankara am diesjährigen Online-Konzept durch die Produktion weiterer vier Videos, sodass dank einer größeren Bandbreite vielseitigere Einblicke in die stets wachsende und sich weiterentwickelnde koreanische Jazz-Szene ermöglicht werden. Neben der Improvisation steht bei JazzKorea der Austausch im Zentrum, die Kommunikation von Musiker*innen unterschiedlichster kultureller und musikästhetischer Hintergründe und in diesem Jahr auch unterschiedlicher Generationen.

Premiere: 1. Dezember 2020

Alfred 23 Harth feat. Kang Tae Hwan & Kang Kwon Soon, Kihwa, Kim Hyo-sook

Eröffnet wird das Festival mit einem Beitrag des außergewöhnlichen und genreüberschreitenden Musikers, Komponisten und Multimedia-Künstlers Alfred 23 Harth, der die deutsche Jazz-Szene in den 70er und 80er Jahren maßgeblich beeinflusst hat und immer wieder mit den Konventionen der Szene brach. Zusammen mit einem der renommiertesten Free-Jazz-Saxofonisten Koreas der ersten Generation, dem Altmeister Kang Tae Hwan, der Jeongga-Sängerin Kang Kwon Soon, der Harfenistin Kihwa und der Gayageum-Spielerin Kim Hyo-Sook hat er in drei Sessions eine höchst kreative, inspirierende und beeindruckende Verbindung von Elementen der koreanischen Musik mit Free Jazz geschaffen. Sein ca. einstündiger JazzKorea-Beitrag mit dem Titel “The love song, which cannot be suppressed, swirls around the silence of the Beloved” beginnt mit einer Rezitation und ist dem Dichter Han Yong-un gewidmet. Alfred 23 Harths unkonventionelle Herangehensweise, sein überbordendes Instrumentarium sowie sein Ziel, Punk, Jazz und klassische Musik zusammenzuführen, erweitert den Horizont JazzKoreas immens. Alfred 23 Harth lebt schon seit mehreren Jahren auch in Korea und ist Ehrenbürger der Stadt Seoul.

Alfred 23 Harth – Konzeption, Saxofone, Klarinetten, Posaune, Trompete, Elektronik, Objekte
Kang Tae Hwan (강태환) – Saxofon
Kang Kwon Soon (강권순) – Gesang
Kihwa (기화) – Harfe
Kim Hyo-sook (김효숙) – Gayageum

Premiere: 2. Dezember 2020

Gee Hye Lee Trio

Gee Hye Lee (Foto: Park Kichun)

Es folgt eine Konzertaufnahme des Gee Hye Lee Trios, dessen Pianistin und Bandleaderin, Gee Hye Lee, 2012 den angesehenen Jazzpreis Baden-Württemberg erhalten hat. Die Jury hob damals ihre eigene Tonsprache hervor, die “technisch brillant und von höchstem musikalischen Ausdruck geprägt ist”. Die in Seoul geborene Musikerin ist fest verankert in der baden-württembergischen Jazz-Szene und spielt für JazzKorea zusammen mit dem Bassisten Joel Locher und dem Schlagzeuger Bastian Jütte vorrangig eigene Kompositionen, u.a. auch neues, während des Lockdowns entstandenes Material.

Gee Hye Lee (이지혜) – Klavier
Joel Locher – Bass
Bastian Jütte – Schlagzeug

Premiere: 3. Dezember 2020

Soojin Suh Coloris Trio

Suh Soojin (Foto: Lee Sunjae)

Dem quasi gegenübergestellt folgt mit dem Soojin Suh Coloris Trio ein Klaviertrio, das stilistisch eine ganz andere Richtung einschlägt und sich um die Schlagzeugerin, Komponistin und Bandleaderin Soojin Suh formiert. Sie gilt als eine der vielversprechendsten Künstlerinnen und hat sich mit verschiedenen kreativen Projekten bereits einen Namen gemacht und auch international Aufmerksamkeit auf sich gezogen: beispielsweise mit einer Albumveröffentlichung bei dem deutschen Traditions-Label ECM mit dem Near East Quartet 2014, mit der Auswahl zum „The Best Jazz on Bandcamp: August 2020“ auf gleichnamiger Plattform, mit einer Einladung zur „Overseas Night“ der diesjährigen Fachmesse jazzahead! in Bremen als einzige koreanische Gruppe, u.v.m..

Soojin Suh (서수진) – Schlagzeug
Jae Hun Kang (강재훈) – Klavier
Young Hoo Kim (김영후) – Bass

Premiere: 4. Dezember 2020

Silke Eberhard & Youjin Sung Duo

Eine weiterer musikalischer und kultureller Austausch folgt mit dem Silke Eberhard und Youjin Sung Duo. Die Saxofonistin, Klarinettistin und Komponistin hat in diesem Jahr den renommierten Berliner Jazzpreis erhalten, „prägt seit vielen Jahren die Berliner Jazz-Szene und genießt große internationale Wertschätzung“ (rbbKultur). Das JazzKorea Festival hat sie mit einer Carte blanche ausgestattet. Aufgrund ihres Interesses an der koreanischen Musik überrascht es somit nicht, dass sie sich mit der Gayageum-Virtuosin Youjin Sung zusammengetan hat. Eine kleine Überraschung – die Besetzung betreffend – wartet auf ihr virtuelles Publikum, auch wir sind gespannt auf das Ergebnis.

Silke Eberhard – Altsaxofon, Klarinette, Gayageum
Youjin Sung (성유진) – Gayageum

Premiere: 5. Dezember 2020

Kim Eunyoung

Im Anschluss an die ersten vier Projekt- und Band-Veröffentlichungen folgen zwei Solo-Beiträge von vielversprechenden Musikerinnen:

Die Pianistin und Berklee-College-Absolventin Kim Eunyoung, vom koreanischen Magazin jazzpeople 2016 zum „Rising Star“ gekürt, spielte für das JazzKorea Festival eine komplette Solo-Session mit ihren eigenen Stücken. In diesem Jahr veröffentlichte Sie ihr erstes Solo-Album (Earworm) auf Mung Music.

Kim Eunyoung (김은영) – Klavier

Premiere: 5. Dezember 2020

Baek Dasom

Baek Dasom (Foto: Lee Sunjae)

Es folgt die Komponistin, Improvisationskünstlerin, Dozentin und Musikerin Baek Dasom. Sie beherrscht verschiedene koreanische Bambus-Flöten (Daegeum, Sogeum und Danso) und die Mundorgel Saenghwang. Dem Zuhörer eröffnet sich durch ihre Musik noch einmal eine ganz andere Klangwelt, die den alten koreanischen Instrumenten dank Elektronik, Loopstation etc. einen neuen Kontext zuweist.

Baek Dasom (백다솜) – Daegeum, Elektronik

Premiere: 6. Dezember 2020

Choi Sun Bae Trio

Choi Sun Bae (Foto: Lee Sunjae)

Mit dem finalen Beitrag schließt sich der Bogen, der mit Künstler*innen wie Alfred 23 Harth, Kang Tae Hwan, Silke Eberhard und Soojin Suh seinen Ausgangspunkt fand. Mit dem Choi Sun Bae Trio wird ein langjähriger Weggefährte Kangs, der Trompeter Choi Sun Bae, ebenso ein Meister und Wegbereiter des koreanischen Free Jazz der ersten Generation, präsentiert. Sein Trio ist zusammen mit dem Saxofonisten Lee Sunjae und dem Schlagzeuger Song Junyoung  derzeit das einzige in ganz Korea, das zwei Generationen umfasst und in dieser Form neue, höchst interessante Musik kreiert.

Choi Sun Bae (최선배) – Trompete
Lee Sunjae (이선재) – Saxofon
Song Junyoung (송준영) – Schlagzeug


Alive!

Seien Sie gespannt auf eine musikalische Lebendigkeit, der kein Virus etwas anhaben kann, und lassen Sie sich begeistern von den musikalisch faszinierenden Momenten. Vielleicht sehen wir uns bald auch wieder in persona!?

JazzKorea ist mutiger,  avantgardistischer und weiblicher geworden und trotzt “Alive!” jedweder Krise!

Fotos von Lee Sunjae, Park Kichun



Beiträge des Koreanischen Kulturzentrums in Ankara/Türkei

Nachfolgende Videos wurde vom Koreanischen Kulturuzentrum in Ankara/Türkei produziert.

Song Hachul Quartet

Premiere: 9. Dezember 2020

Van Plein

Premiere: 10. Dezember 2020

Soojin Suh Chordless Quartet

Premiere: 11. Dezember 2020

Chon Yong Jun Group

Premiere: 12. Dezember 2020

Kooperationsparter

About GhettoAlive

Ghetto Alive is an alternative music space located in Seoul, Korea. Since its establishment in 2016 by Director Jung Jisun, it has been one of the only venues that regularly showcases visual art and musical performances that are experimental or underground in nature, and has focused on free jazz, Korean traditional music, and improvised music. Ghetto Alive quickly became recognized as being one of the only venues to host these types of performances, and in 2019 even gained the support and recognition of the Seoul Cultural Foundation. In 2020, Ghettoalive records was also established and two albums were recorded. Ghetto Alive serves as a vital hub in Seoul for creative artists of all disciplines, and for this reason it was picked as the venue to host the recordings for the Jazz Korea Germany festival.

by Jung Jisun

About Mung Music

Mung Music is a new independent label focused on showcasing the free improvisation scene in Korea, both in jazz circles as well as other areas such as electronic music and traditional Korean instrumentalists. The label was founded and is run entirely by Sunjae Lee, a Korean-American saxophonist and full time Naturopath originally from Boston. All the albums are recorded using a vintage Tascam cassette 4 track in order to capture a warm, analog sound that is reminiscent of the older free jazz recordings, and album artwork is done by Sunjae as well, an amateur painter in the Traditional Ink Painting tradition as well.

The label itself is primarily digital and seeks to compensate the artists as fairly as possible for their work, via the uniquely fair payment structure of the online platform Bandcamp. Rather than large batches of CD’s, most albums are made into ultra limited edition (20 or less) cassette tapes or 10” LP’s. Adding to the “analog” concept of the label, 35mm film photography pictures are taken during the recording sessions, capturing the unique one-room recording scenes that are done in various settings around Seoul.

Mung Music aims to provide an online vehicle for those in the Korean improvisation scene who otherwise might not have a chance to showcase their music due to lack of venue or audience. Artists range from the totally obscure and undiscovered to the very well known, all sharing a love of improvisation and exploration. A totally new label, Mung Music has already produced 8 new albums in the first 6 months of operation, featuring a diverse cast of musicians and a wide range of music. It has attracted the attention of blogs such as Lucid Culture, New York Music Daily, Pan M 360, and has a steady stream of exciting projects for upcoming year.

Mung Music was asked to curate the German portion of the Jazz Korea festival this year and we chose a program that highlighted some artists who have already released albums on the Mung label (Eunyoung Kim, Choi Sun Bae Trio, Soojin Suh) along with artists that have upcoming projects planned (Alfred 23 Harth, Dasom Baek). The music in these 5 groups ranges from serene looped Korean traditional instrumental textures to chaotic free improvisation, to more conventional jazz. Of particular highlight is Alfred 23 Harth, a virtual legend of experimental and improvisatory music who has been active worldwide since the late 1960’s and has been in Korea for the past 20 years.

The music program that was selected and recorded gives a cross section of the reality of Korean jazz; not all of it is “easy listening” as a newcomer to Jazz might expect; but if one can listen with an open mind of exploration and patience, it will be a rewarding and rich experience with its celebration of both tradition and exploration.

by Lee Sunjae